Warum?

Gesamtschulen sind erfolgreich!

Die Gesamtschule ist eine überaus erfolgreiche Schulform. Unter den ersten 10 Preisträgerschulen des „Deutschen Schulpreises“ waren 7 Gesamtschulen (70 hatten sich beworben) und 1 Gymnasium (140 hatten sich beworben).

Internationale Schulvergleichsstudien wie PISA haben gezeigt, dass gegliederte Schulsysteme keineswegs zu besseren Leistungen führen. Im internationalen Vergleich geht Deutschland mit seiner frühen Trennung der Kinder nach dem 4. Schuljahr einen Sonderweg. Doch diese Besonderheit des deutschen Systems ist noch nicht einmal sehr erfolgreich. Denn die Länder, die bei PISA am besten abgeschnitten haben, haben Systeme des gemeinsamen Lernens.

Auch wenn man Anmeldezahlen als Indikator für Erfolg nimmt, schneiden Integrierte Gesamtschulen gut ab: Zuletzt wurden in Niedersachsen doppelt so viele Kinder an einer IGS angemeldet wie Plätze zur Verfügung standen. 

 

Der Elternwille

Was für Niedersachsen insgesamt zu beobachten ist, gilt auch für Northeim: Immer mehr Eltern wünschen sich auch hier für ihre Kinder eine attraktive Gesamtschule als Alternative zum Gymnasium. Die letzte Elternbefragung durch den Landkreis 2010 ergab bereits, dass im Bereich der Kreisstadt ausgesprochen viele Eltern die Einrichtung einer Gesamtschule wünschen: Über 300 Eltern - das waren immerhin 69% der abgegebenen Fragebögen! - wollten eine Gesamtschule in ihrer Stadt. Es zeigte sich sogar, dass der ermittelte Bedarf in Northeim größer war als in Einbeck, wo bereits eine IGS-Initiative bestand und der Landkreis dann 2014 eine IGS einrichtete. Den Wunsch nach einer weiteren IGS aufnehmend hat auch der Kreiselternrat eine erneute Elternbefragung für Northeim beantragt. Nicht zuletzt hat auch die Politik vor Ort auf den Elternwillen reagiert: Die Einrichtung einer IGS in der Kreisstadt ist der erklärte politische Wille von SPD und Grünen, die im Kreistag die Mehrheitsgruppe stellen. Die politischen Zeichen stehen somit auf Gründung einer weiteren IGS.

 

Inklusion ist nur in einer integrativen Schulform sinnvoll

Die Einführung der Inklusion in Niedersachsen stellt Schulen vor gewaltige Herausforderungen, auf die sie nur sehr bedingt vorbereitet sind. Die inklusive Schule ist nämlich eine flexible Schule, die sich auf die individuellen Bedürfnisse und Lernvoraussetzungen ihrer Schüler einstellen kann und ihnen so gerecht wird. Im gegliederten Schulwesen ist es aber gerade umgekehrt: Schüler müssen zum Bildungsangebot der Schule passen.

Inklusion dagegen heißt: Es ist normal, verschieden zu sein. Verschiedenheit ist nicht die Ausnahme sondern der Regelfall. In einer Schule des gegliederten Schulwesens werden Schüler jedoch „zielgleich“ beschult, d.h. nach einer für alle Schüler gleichen Regelanforderung. Wer diese nicht erfüllt, bleibt sitzen oder muss sogar die Schule verlassen. Dies kann zu der kuriosen Situation führen, dass wir schwächere Schüler, die den Anforderungen der jeweiligen Schulform nicht entsprechen, an die niedere Schulform verweisen, während Schüler mit einem festgestellten sonderpädagogischen Förderbedarf bleiben dürfen. In einer IGS kann das nicht passieren.

Denn in einer Gesamtschule ist die Verschiedenheit der Schülerschaft grundlegend für die pädagogische Arbeit. Das System IGS ermöglicht es, durch längeres gemeinsames Lernen insbesondere schwächere und benachteiligte Schüler besser zu fördern, ohne dass dabei die stärkeren Schüler ausgebremst und in ihrem Leistungsvermögen behindert werden. Nicht nur PISA hat gezeigt, dass integrierte Schulsysteme erfolgreich sind: Sieben der zehn ersten Träger des Deutschen Schulpreises waren Gesamtschulen! Im Hinblick auf Inklusion ist eine IGS die sinnvollste Schulform, weil hier die Mischung der Schüler von vornerein beabsichtigt ist.

Inklusion ist zwar ein Menschenrecht, aber für Lehrer bedeutet es auch enorme Belastungen und vor allem mehr Arbeit. Sie müssen den Unterricht anders organisieren und auf unterschiedlichen Lernniveaus arbeiten. Effektiv heißt das, dass sie durch die Inklusion bereits heterogene Lerngruppen haben und differenzieren müssen. Einen großen Teil des Vorbereitungsaufwands – der ja immer noch Pädagogen vor einer IGS zurückschrecken lässt – haben sie also bereits. In einer IGS, die ja mindestens vierzügig wäre, könnte die Last wesentlich besser auf mehr Schultern verteilt werden und die Vorbereitung gemeinsam mit den parallel arbeitenden Kollegen erfolgen. Dieser Schritt weg vom Einzelkämpfer hin zu mehr Teamarbeit würde sowohl eine entscheidende Entlastung für jeden Einzelnen als auch eine deutliche Verbesserung der Praxis der Inklusion bedeuten.

 

Wir wollen eine starke Schule für alle und keine „Restschule“ neben dem Gymnasium!

Eine Schule für alle ist nicht nur eine Schule für die Schwächeren und Schwachen, sondern zugleich eine Schule, die immer auch die Stärkeren optimal fördert. Nur wenn sie für alle interessant ist und damit gerade auch für die Leistungsstärkeren, funktioniert das längere gemeinsame Lernen.

Lange Zeit war die Realschule für viele Eltern eine attraktive Schulform, doch diese Zeiten sind vorbei. Schon länger lässt sich beobachten, dass immer mehr Eltern von Kindern mit Realschulempfehlung sich dafür entscheiden, ihr Kind am Gymnasium anzumelden. Viele dieser Kinder bleiben auch dort, so dass der Rückfluss vom Gymnasium zurück an die Realschule sich in engen Grenzen hält. Schließlich kämpft man auch am Gymnasium bei zurückgehenden Schülerzahlen um jeden Schüler. Die Folge: Der Realschule gehen immer mehr die klassischen Realschüler verloren, während zugleich die fehlenden Realschüler durch Hauptschüler ersetzt werden. Es droht die "Restschule". Mit Realschule, wie sie einmal gedacht war, hat das nur noch wenig zu tun.

Eine Schule, die auch für leistungsstarke Realschüler sowie für Schüler mit Gymnasialempfehlung attraktiv sein soll, muss deshalb zwingend alle Bildungsgänge anbieten. Sonst wird sie früher oder später zur Restschule neben dem Gymnasium verkommen. Nur eine IGS bietet daher die Chance auf eine Alternative zum Gymnasium.

 

Zurückgehende Schülerzahlen

Bei stetig zurückgehenden Schülerzahlen ist ein „einfach weitermachen wie bisher“ nicht mehr möglich. Drei Schulen neben dem Gymnasium haben in Northeim mittelfristig keine Zukunft.

Die Schülerzahlen für die nächsten Jahre sind klar vorhersehbar und  gehen so deutlich zurück, dass immer wieder die Gefahr von Klassenzusammenlegungen, Kombiklassen und Schulschließungen über uns schweben wird. Da auch die finanzielle und personelle Ausstattung einer Schule an den Schülerzahlen festgemacht wird, bedeuten sinkende Schülerzahlen gleichzeitig immer geringere Ressourcen und damit immer größere Belastung auf den Schultern immer weniger Lehrer. Hinzu kommt, dass drei Schulen um die immer weniger werdenden Schüler miteinander konkurrieren müssen. Die Tendenz ist klar: Es wird nicht mehr genug Schüler für drei einzelne Schulen geben.

Eine Zusammenlegung der Schulen sollte aber weniger als notwendiges Übel angesehen werden. Vielmehr bietet sie große Chancen für die pädagogische Arbeit. Sicher ist es für Lehrer in einer kleinen Schule oft "gemütlicher", da man sich gut kennt. Klar ist aber auch: In einer kleinen Schule sind die Pädagogen häufig mehrfach belastet, in einer großen Schule verteilt sich die Last auf viele Schultern.